01. September 2016
nach dem jüdischen Kalender der
28. Av 5776

Reformjudengemeinschaft Sachsen-Anhalts

Bibelzitat des Monats :

Jes. 58/3 ff

Warum fasten wir

und der Höchste sieht es nicht?

Warum tun wir Buße und der Höchste

merkt es nicht? Warum wohl !

Seht, an euren Fasttagen macht ihr Geschäfte und treibt eure Arbeiter zur Fron an.

Obwohl ihr fastet, gibt es Streit und Zank und ihr schlagt zu mit roher Gewalt.

Wenn ihr so fastet, verschafft ihr eurer Stimme beim Höchsten kein Gehör.

Oder ist das etwa das Fasten,

an dem der Höchste seine Freude haben soll,

wenn Du an diesem Tag nur deinen Kopf beugts, so wie es der Grashalm tut,

und dich mit Sack und Asche bedeckst,

aber dein Gewissen schweigt?

Wenn nur du das Fasten nennst

und einen Tag, der dem Höchsten gefällt,

muss er dann auch dem Höchsten gefallen?

Nein, und nochmals nein !

Ein Fasten, wie der Höchste es liebt ist:

Die Fesseln des Unrechts zu lösen,

die Stricke des Jochs zu entfernen,

die Versklavten freizulassen,

jede Fron zu zerbrechen,

an die Hungrigen dein Brot auszuteilen,     obdachlosen Armen ein Dach zu geben,   wenn du einen Nackten siehst,

ihn zu bekleiden;

dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte und

deine Wunden werden schnell vernarben. Deine Gerechtigkeit geht dir voran,

die Herrlichkeit des Herrn folgt dir nach.

Wenn du dann rufst,

wird der Höchste dir Antwort geben,

wenn du um Hilfe schreist, wird er sagen:

 

Hier bin ich.

 

Wenn du der Unterdrückung bei dir ein Ende machst,

auf keinen mit dem Finger zeigst,

niemanden verleumdest,

dem Hungrigen dein Brot reichst

und den Darbenden satt machst,

dann geht im Dunkeln dein Licht auf

und deine Finsternis wird so

hell wie der Mittag.

Der Höchste wird dich immer führen,

auch im dürren Land macht er dich satt und stärkt deine Glieder.

Du gleichst einem bewässerten Garten,

einer Quelle, deren Wasser niemals versiegt.

Das moderne Märchen

Es war einmal ein Ministerpräsident im Land Sachsen-Anhalt. Den sprach im Forum des "Neuen Theater" in Halle ein Reformjude an. Der Reformjude klagte ihm, dass die Reformjuden in Sachsen-Anhalt wie Staatsfeinde behandelt werden. Der Ministerpräsident blickte auf den Reformjuden wie durch einen Schleier, offensichtlich wusste er nicht, wovon die Rede war.

Nichts geschah.

Weil nichts geschah zitierten die Reformjuden täglich und nachhaltig die Propheten und bald war es am Ende mit der bunten Regierung.

Nun kam ein anderer Ministerpräsident. Er verschaffte den Reformjuden Daseinsrecht. Sein Land blühte auf. Die Reformjuden schlossen die Landesregierung ins Gebet ein, das Land gedieh weiter und weiter. Doch dann griff das Dunkle wieder um sich und das Recht der Reformjuden wurde Stück für Stück abgetragen, tief, bis weit ins Unrecht hinab. Doch die Hilferufe der Reformjuden trafen auf taube Ohren. Dem Ministerpräsidenten blieben die Reformjuden unbekannt, unbedeutend. Er ließ es zu, sie im Rahmen des von ihm geglaubten freien Raumes zu verfolgen, er strengte seine Gerichte gegen sie an. Warum? Weiß er denn nicht, dass sein eigener Gottessohn ein Reformjude war?

In Not und Verzweiflung riefen die Reformjuden wieder den Höchsten als Helfer an; denn die Reformjuden verfügen ja über keine irdische Wehr. Dass die religiösen Waffen stark sind, zeigte sich mählich. Die Regierung (und die ihr vorgesetzte Regierung) machten zumal unglaubliche Fehler. Wie konnte sie nur! Fehler, die sich kein Selbständiger auch nur ansatzweise hätte leisten können, ohne dabei Haus und Hof zu verlieren. Schließlich - zur Wahl - bekam die Regierung den ersten Denkzettel. Noch nicht endgültig, aber nachhaltig. Nichts lief der Regierung mehr geradeaus. Alles was die Regierung an ihren Landesreformjuden versäumte, was sie ihnen antat, schien nunmehr in Wellen auf sie zurück zu rollen. So entsetzlich, dass schließlich im "Der Spiegel" Nr. 35 der Ministerpräsident zum Stein erweichen sein Schicksal bejammerte. Welch ein Elend, nicht wahr.

Und nun:

Lieber Ministerpräsident, sage mir ein einziges Beispiel, wo die Verfolgung von Juden dem Verfolger oder Tolerierer des Verfolgers Glück brachte. Und je mehr du uns verfolgst, umso mehr wirst du geschlagen. Reformjuden benötigen keine irdischen Waffen, für sie kämpft nämlich der mächtigste Kriegsherr, "Herr der Heerscharen wird er genannt", so heißt es bei den Propheten.

Lass ab. Nimm uns Reformjuden hin. Es kostet dich und deinem Land doch kein Geld extra. Nur etwas Toleranz. Denn "Wer dich anrührt, fasst meinen Augapfel an", gab der Prophet Sacharja die Drohung an alle weiter. Warum also gegen uns wirken?

Vielleicht ist es ein Märchen, vielleicht aber auch nicht und es beruht auf Wahrheit.

 

Cartoon